Nachgedacht Dezember 2022 / Januar 2023

Weide meine Schafe

Zu den prägendsten Erlebnissen meines Lebens gehören Eindrücke, die ich in Israel gemacht habe. In den Herbstferien war es nun wieder mal so weit.

Ein Ausflug nach Galiläa ist wie Urlaub für meine Seele. Das schöne warme Wetter, die Ruhe, der See Genezareth. Aufatmen. Der riesige See begeistert mich. Seine Wasseroberfläche lag bisher immer still da und am Abend oft in sanftes rosa Licht getaucht, als könne er kein Wässerchen trüben. Und hier an seinen Ufern stand Jesus, berief erste Jünger, lebte dort. Hier erzählte er den Menschen von Gott, heilte Körper und Seelen. Es ist fast so, als spüre man ihn durch den Dunst.

Dort liegt eine kleine Kapelle direkt am Ufer, die an eine ganz besondere Begegnung zwischen Jesus und seinen Jüngern erinnert und mein absoluter Lieblingsort am See ist – die Peterskirche. Hier berief Jesus vor 2000 Jahren die ersten „Menschenfischer“, die das Evangelium schließlich in alle Welt trugen: Matthäus 4,18f.

Dort sind Ereignisse nach der Auferstehung überliefert, an die dieser Ort im Besonderen erinnert: Johannes 21,1.9-10.15. Hier ermöglicht Jesus einen reichen Fischfang. Hier bereitet er ein Frühstück zwischen ihm und Petrus, obwohl der ihn zuvor verraten hatte. Hier gibt er Petrus neuen Lebenssinn und erteilt er Berufung, seine Gemeinde zu bauen.

Versorgung, Zusammenhalt, Herzensnähe, Neuanfang, Zuversicht, Gemeinwohl. Glaube heißt zu vertrauen. Dies sagte mir mal an gleicher Stelle früher ein Franziskanermönch, der mich nachhaltig prägte – Max.

                 

Ich halte noch heute Kontakt zu ihm und seiner Familie, die damals seine Reise finanzierte. Jesus sei das Gegenbild einer Gesellschaft, die obige Begriffe als Schimpfwörter deuten möchte, die an kein „Happy End“ mehr glauben wolle.

Es herrscht allgemeine Krisenstimmung. Ich mag´s gar nicht mehr hören und ich sag´s trotzdem: Ich sorge mich um meine Kinder und Kindeskinder. In welcher Welt werden sie leben, welche Luft atmen, welches Wasser trinken? Wenn nichts mehr sicher ist - worauf soll ich mich dann verlassen? Ein kleines bisschen Halt und Sicherheit doch nur.

Und da kommt wieder Max ins Spiel. Er hatte stets poetische, friedvolle, warme Worte meinen Anmerkungen zu erwidern. Ein unerschütterlicher und beeindruckender Optimismus, den ich nie wieder irgendwo so wahrnehmen konnte. Er sprach von Wut, Angst, Zorn, den ich Gott entgegenbringen könne. Man müsse dann nur daraus begehbares Land machen.

Gott ist und hält mich aus. Nicht die ganze Zeit über das Problem reden, lieber über das gelöste Problem. Den Zustand danach. Wie es sein wird. Die Wunderfrage stellen: Was wäre, wenn über Nacht das Wunder geschieht und dein Problem verschwunden ist? Diese Zuversicht, ich wollte sie einfach festhalten, und Max umarmen.

Und so können wir mit dem Wissen des bevorstehenden Todes des Gottessohnes ganz entspannt und zuversichtlich dessen Geburt feiern und gedenken.

FROHE WEIHNACHTEN!

Matthias Nitz


Fotos: privat

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