Nachgedacht April/Mai 2022

„Der Frühling ist die schönste Zeit! /
Was kann wohl schöner sein?“

So beginnt ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff. Auch für mich ist der Frühling die schönste Zeit. Die Tage werden wieder länger und wärmer. Die Natur erwacht zu neuem Leben. Überall fängt es an zu blühen und frisches Grün zeigt sich an Blumen und Bäumen. Vögel fliegen eifrig umher und bauen fleißig neue Nester.

Dieses Jahr werden die schönen Frühlingsgefühle überlagert von Gefühlen der Furcht und der Ohnmacht. Es herrscht Krieg in der Ukraine – und ich fürchte mich vor seinen Folgen. Wenn ich hier in Deutschland schon diese Furcht verspüre, wie muss es dann erst den Menschen im Kriegsgebiet gehen. Erwachsene, Kinder – ausgesetzt ganz furchtbarem Leiden.

Ohnmacht spüre ich, weil ich scheinbar nichts machen kann. Dann sehe ich, wie viele Menschen aufstehen, um gegen den Krieg zu protestieren – mit Demonstrationen und Friedensgebeten.

Hier in Deutschland, überall auf der Welt, sogar in Russland. Menschen dort, die die Gefahr, deswegen eingesperrt zu werden, in Kauf nehmen, um zu zeigen, dass sie gegen den von ihrer Regierung angezettelten Krieg sind. Menschen überall auf der Welt gehen so aufeinander zu.

Wir alle haben doch dieselben Gefühle, wie sie die Bildhauerin Josefina des Vasconcellos mit dem Paar zeigt, das voreinander kniet und sich umarmt. Zwischen dem Paar liegen zerbrochener Stacheldraht und eine Bibel. Die Bibel erinnert daran, dass Gott ein Gott des Friedens ist, der Versöhnung möchte zwischen sich und den Menschen und den Menschen untereinander. Das was trennt, der Stacheldraht, soll überwunden werden.In ein paar Wochen feiern wir mit Jesu Auferstehung den Sieg des Lebens über den Tod. Es ist auch ein Fest der Hoffnung, dass Gewalt, Zerstörung und Tod nicht das letzte Wort haben werden. Das nimmt mir nicht die Furcht vor dem, was kommen mag. Die Ohnmacht, die ich spüre, kann mir aber nicht die Kraft nehmen, das mir mögliche zu tun.

Ich wünsche Ihnen, trotz allem, eine schöne Frühlings- und Osterzeit und dass Sie spüren, dass das Leben, allem Anschein an Karfreitag zum Trotz, die Oberhand behalten hat.

Ihr und Euer
Stefan Hirschberg